Grafik 'BITE Homepage'  BITE Homepage  Grafik 'BITE-Zwischenbericht 1997'  BITE-Zwischenbericht 1997   Grafik 'Inhalt'  Ergebnisse Braillezeilen   Grafik 'Inhalt'  2. Ergebnisse der Praktischen Prüfung von Braillezeilen     Grafik 'Stichwortverzeichnis'  Stichwortverzeichnis

2.10. Zusammenfassung

Insgesamt 8 Braillezeilen haben an der praktischen Prüfung teilgenommen, ein Produkt absolvierte allerdings nur einen Teil des Testprogramms. Wir haben bei den Tests thematische Schwerpunkte gebildet und die Ergebnisse entsprechend geordnet. Am Schluß der Zusammenfassung finden sich Vorschläge für eine weitere Produktverbesserung, die wir aus den Testergebnissen abgeleitet haben.

Gemeinsamkeiten
Es gab mehrere Eigenschaften, die allen getesteten Braillezeilen und ihren Anbietern gemeinsam waren und somit wohl als Standard bezeichnet werden dürften. Hier werden zuerst die technischen Details und daran anschließend die Serviceleistungen und Funktionsleistungen aufgezählt:

Technische Daten und Äußere Gestaltung
Ermittelt haben wir den Platzbedarf der eigentlichen Braillezeile und die Anordnung von Anzeige- und Bedienelementen.
Hinsichtlich der erforderlichen Stellfläche unterscheiden sich die am Test beteiligten Produkte erheblich. Auch bei Art und Anordnung der Bedienelemente gibt es Unterschiede. Allgemeine Aussagen darüber, welche Lösungen ergonomisch besonders geeignet erscheinen oder zu unbeabsichtigtem Auslösen neigen, lassen sich aber nicht treffen. Hier ist die individuelle Erprobung erforderlich.

Allgemeine Eigenschaften
Neun ausgewählte Funktionen haben wir untersucht. Zwar beherrschten alle Braillezeilen die gebräuchlichsten Funktionen (wir zählen hierzu umschaltbare Cursordarstellung, definierte Sonderzeichen und Zeilenfixierung), nicht unerhebliche Unterschiede waren aber hinsichtlich des Angebotes weiterer Funktionsmöglichkeiten festzustellen. Über deren Nützlichkeit kann aber nur im Einzelfall entschieden werden.

Cursorverfolgung
Bei der Cursorverfolgung kam es uns vor allem darauf an zu prüfen, ob die für die jeweilige Programmsituation relevante Position angezeigt wurde und ob im Verlauf der Programmbenutzung immer die gleiche, eingestellte Cursorart verfolgt wurde. Die Prüfung von Hard- und Softcursor haben wir mit der Anwendungssoftware REHADAT, D-Info, Telix und MS-Word durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigen, daß die untersuchten Braillezeilen mit der Verfolgung des Softcursors grundsätzlich zwar keine Schwierigkeiten haben, aber es noch an der Zuverlässigkeit dieser Funktion mangelt.
Voraussetzung der Softcursorverfolgung ist, daß die Braillezeile auf das jeweilige Anwendungsprogramm eingestellt wird. Die dafür notwendigen Parameter werden von den Anbietern bereitgestellt und beim Start der Anwendung geladen. Ohne diese programmspezifischen Einstellungen kann es zu unerwünschten Positionsanzeigen kommen.
Unterschiede gab es auch bei einem weiteren Punkt. Die Überprüfbarkeit einer fortlaufenden Markierung boten nicht alle getesteten Braillezeilen. Es ließen sich zwar mit allen Produkten Textpassagen gezielt umstellen, jedoch war die Kontrolle des markierten Textes bei einigen Produkten komfortabler und vor allem auch sicherer.

Anwendungsprogramme

Norton Commander
Bei der Prüfung der Bedienbarkeit von Funktionen dieses Anwendungsprogrammes haben wir drei Bereiche unterschieden: Bildaufbau (Benutzeroberfläche), Menübedienung und Dateiauswahl.
Nur geringe Unterschiede gab es bei der Anzeige der Bestandteile der Bildschirmoberfläche und des Menüs. Das Verwalten von Dateien gelang bei allen Braillezeilen, jedoch müssen auch hier Abstufungen in Bezug auf Kontrollierbarkeit und sichere Durchführung der Aktionen vorgenommen werden. Nicht alle Produkte hinterließen einen sicheren Eindruck im Verwalten von Dateien unter dem Norton Commander.

MS Word
Zur Textverarbeitung mit MS Word gehört eine Vielzahl von Möglichkeiten, die wir in zwei Abschnitte unterteilt haben. Unter dem Stichwort "Grundlagen der Textverarbeitung" haben wir Funktionen zu den Themen Aufbau und Bedienung, Textformatierung, Textpassagen und Dialogboxen geprüft. Unter dem Stichwort "Fortgeschrittene Textverarbeitung" wurden Funktionen zu den Themen Kopf-/Fußzeilen, Tabellen und Sprungmarken für Vorlagen getestet.
Deutliche Unterschiede zwischen den Testprodukten zeigten sich bei der Attributdarstellung und beim Markieren von Textpassagen, eine Funktion, die z.B. beim Umstellen von Absätzen benötigt wird (siehe Seite 40). Der Gesamtumfang der im Test markierten Textpassage war bei allen Produkten überprüfbar und damit eine Absatzverschiebung möglich. Das Kontrollieren einer fortlaufenden Markierung war bei drei der getesteten Produkte (EHG, Hedo und Novotech) nicht möglich.
Die gängigsten Zeichenattribute (Fett, Unterstrichen, Kursiv, Invers) wurden von der Papenmeier Braillezeile per Tastendruck durch Unterlegung des Textes mit den Punkten 7 und 8 angezeigt. Die übrigen Produkte boten entweder eine Attributdarstellung durch Unterlegung des Textes (Baum, Frank Audiodata, KTS, Novotech und Papenmeier) oder einen Attributmodus durch Anzeige eines Braillesymbols anstelle des Textes (B&M, Hedo, EHG) an (vergl. Seite 41). Einige boten beide Verfahren an (Frank Audiodata, KTS).
Bei der Fortgeschrittenen Textverarbeitung erfüllten alle Testprodukte die gestellten Anforderungen, jedoch mußten bei der Bearbeitung von größeren Tabellen bei einigen Produkten größere Umstände in Kauf genommen werden. Die nicht korrekte Positionsanzeige von Zellinhalten kann gerade bei umfangreichen Tabellen verwirrend sein. Das gezielte Navigieren in einer Tabelle war allgemein noch umständlich.
Eine Programmbedienung war somit generell gegeben, jedoch der damit verbundene Aufwand unterschiedlich.

Paketsoftware F&A
Bei diesem unter DOS weit verbreitetem Anwendungsprogramm haben wir geprüft, ob sich Funktionen aus dem Bereich Datenbank und Textverarbeitung (inkl. Serienbriefe) mit der Braillezeile bedienen lassen. Alle Testprodukte absolvierten beide Funktionsbereiche ohne Schwierigkeiten. Leistungsunterschiede zeigten sich lediglich bei speicherintensiven Funktionen und der Art der Darstellung von Sonderzeichen.

Auskunftssysteme: REHADAT und D-Info
Die Bedienbarkeit von Auskunftsystemen die unter DOS laufen, haben wir an Hand von REHADAT und D-Info geprüft. Bis auf zwei unwesentliche Ausnahmen bereitete die Bedienbarkeit von REHADAT den am Test beteiligten Braillezeilen keinerlei Schwierigkeiten. Auch D-Info war von allen Braillezeilen problemlos zu bedienen.

Online-Dienste: BTX-Decoder und Telix
Das Angebot an Online-Diensten auf DOS-Ebene ist beschränkt. Wir haben die Bedienbarkeit der beiden recht verbreiteten Programme Drews BTX Decoder und Telix geprüft.
Der BTX Decoder war bis auf vereinzelte Ausrutscher beim Anzeigen der aktuellen Zeile und abgesehen von der Schwierigkeit einer Braillezeile beim Initialisierungsstring, von allen Produkten problemlos zu bedienen. Nicht so gut sah es bei der Bedienbarkeit von Telix aus, hier waren die Ergebnisse recht unterschiedlich. Allerdings muß gesagt werden, daß Telix ohnehin ein für Blinde schwierig zu bedienendes Programm ist, da durch inverse Hervorhebungen aller Art die Cursorverfolgung erschwert wird.

Insgesamt zeigt sich, daß Bedienung und Kontrollmöglichkeiten ausgewählter Software unter dem Betriebssystem MS-DOS 6.x mit den am Test beteiligten Braillezeilen weitgehend möglich ist. Vollständig fehlerfrei war allerdings keines der Produkte. Probleme für die eine oder andere Braillezeile zeigten sich insbesondere bei der Bedienung von Programmfunktionen über die Braillezeile, bei der Zuverlässigkeit der Cursor- bzw. Softcursorverfolgung, der Kontrollmöglichkeit von Markieraktionen und beim Anzeigewechsel zwischen mehreren Softcursorpositionen (Kontextkontrolle). Unterschiede gab es vor allem bei den Darstellungsmöglichkeiten von Attributen.

Bedienroutinen werden nicht durchgehalten
Auch wenn es im einzelnen Unterschiede gab, so belegen die Ergebnisse des Braillezeilen-Tests einen durchaus einheitlichen Stand der Technik. Mit allen am Test beteiligten Braillezeilen war es grundsätzlich möglich, die heutige Generation DOS- basierter Programmen zu beherrschen.
Dennoch blieben Wünsche offen.
Zwar konnten in aller Regel die beim Test einbezogenen DOS-Anwendungsprogramme mit der Braillezeile bedient werden, dabei traten aber auch Probleme auf, deren Lösung oft umständlich war oder ungewohnte Bedienschritte erforderte. Wenn aber gewohnte Arbeitsweisen und Bedienroutinen nicht mehr greifen, sind Einschränkungen des Bedienungskomforts und der Schnelligkeit unausweichlich. Die Folgen für den Benutzer: dem "Arbeitswerkzeug Braillezeile" muß übertriebene Aufmerksamkeit gewidmet werden, der Zeitaufwand für die Erledigung von Arbeitsaufgaben wächst und die Verständigung mit sehenden Kollegen wird schwieriger.
Ziel muß es sein, jede beliebige Aufgabenstellung gemäß der Bedienanleitung des Anwendungsprogramms zu lösen, so daß nicht unnötig nach braillezeilenbedingten Problemlösungsstrategien gesucht werden muß.

Produktübergreifende Bedienstandards fehlen
Vergleicht man die am Test beteiligten Braillezeilen, so zeigen sich in Bezug auf die Art der Bedienung und bei der Anzahl, Anordnung und Art der Bedienelemente erhebliche Unterschiede. Diese Unterschiede in der äußeren Gestaltung und in der Anordnung von Bedienelementen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt sicherlich gerechtfertigt, da es noch am ergonomischen Grundlagenwissen über die optimale äußere Gestaltung der Braillezeile mangelt.
Anders steht es um die Vielfalt unterschiedlicher Bedienarten und Lösungswege zur Programmbedienung, die wir bei den am Test beteiligten Braillezeilen feststellen konnten. Zwar fehlt auch für die Softwareergonomie der Braillezeilen noch das Basiswissen, um entscheiden zu können, welche Konzeptionen besonders gelungen sind, wünschenswert wären aber Bemühungen auf Seiten der Anbieter, zumindest für bestimmte Routinen einheitliche Standards zu entwickeln.
Solange solche einheitlichen Standards fehlen, wird der (z.B. durch die Einführung neuer betrieblicher Software notwendige) Produktwechsel für den Braillezeilenbenutzer weiterhin mit einem erheblichem Einarbeitungs- und Schulungsaufwand verbunden bleiben. Auch für die schulische und berufliche Ausbildung am Computer würden einheitliche Bedienroutinen sowohl für die Ausbilder als auch für die Schüler eine erhebliche Situationsverbesserung bedeuten.

15 Bei Baum empfanden unsere Prüfer dies anfangs schwierig, bezeichneten es als Übungssache.
16 Bei zwei Kandidaten gab es innerhalb einer Dialogbox Schwierigkeiten, die jedoch laut ihrer Anbieter nicht auftreten dürften.
17 Bei der Braillezeile von KTS gab es dabei Probleme, die theoretisch nicht auftauchen dürften.

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Erstellt: 04.09.1998 20:06   Aktualisiert: 14.12.1998 21:46
Autor: Brigitte Bornemann-Jeske et al.
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Modellversuch im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung